
"Als ich ein Kind war, sagte ich, ich will keine Frau werden.
Warum, wenn es so schmerzhaft ist und so unglückselig. Aber jetzt da ich erwachsen bin, bin ich stolz, dass ich sie bin..."
- Waris Dirie
Die Emanzipation der Frau begann schon mit der französischen Revolution im 19. Jahrhundert. Über die Jahrzehnte gründeten sich verschiedene Frauenbewegungen, welche unter anderem um das Recht auf Bildung und das Frauenwahlrecht kämpften. Letzteres erreichten sie in der Weimarer Republik. Trotz des schweren Rückschlages in der Zeit des Nationalsozialismus, konnten die Frauen nach der Befreiung Deutschland mit dem Grundgesetz Artikel 3. die Gleichberechtigung- zumindest auf dem Papier- erreichen (vgl. bpb.de).
Die Rolle der Frau in der Gesellschaft veränderte sich und dies spiegelte sich auch in der Darstellung der Frau im Film wieder. Von der „klassischen“ Darstellung bis zur Femme Fatale und darüber hinaus lässt sich bis heute die gesellschaftliche Anerkennung der Frau im Film ablesen. Wobei sich die Medien und die Gesellschaft gegenseitig beeinflussen. Die Emanzipation der Frau ist jedoch nicht nur von der jeweiligen Zeit abhängig, auch der lokale Faktor ist wesentlich von Bedeutung.
In dem Seminar Mediengeschichte haben wir uns aus diesem Grund mit dem Thema der filmischen Inszenierung von Frauen in anderen Kulturen beschäftigt. In diesem Zusammenhang haben wir uns für das Medium "Film" entschieden und werden bei der Filmanalyse auf das Modell nach Bordwell und Thompsom zurückgreifen, welches Marotzki und Jörissen ebenfalls als Grundlage für ihre Analyse nehmen. Dabei geht es bei der Filminterpretation vornehmlich um die formalen Baustrukturen, denn durch diese werden im Film bestimmte cues verarbeitet, die dem Zuschauer beim Sehen auffallen und somit die inhaltlichen Ebenen sowie den Kontext ersichtlich machen (vgl. Jörissen/Marotzki 2009, S.42).
„As the viewer watches the film, he or she picks up cues, recalls information, anticipates what will follow, and generally participates in the creation of the film's form ... We create the Story in our minds on the basis of the cues in the plot" (Bordwell/Thompson 2008, S.69/71). Wie in dem Zitat deutlich wird, unterscheiden Bordwell und Thompson strickt zwischen plot und story, wobei der plot lediglich die aneinander gereihte Bildfolge ohne Interpretation meint.
Die schon angesprochenen cues, gillt es in der Filmanalyse zu entdecken und zu verstehen, um dahingehend eine sinnige Filminterpretation zu gewährleisten, denn sie finden sich bei allen filmstilistischen Mitteln wie bei Mise-en-Scene, Kinematografie und auch bei der Montage wieder(vgl. Jörissen/Marotzki 2009, S.43). Diese cues werden wir nun im Verlauf der Filmanalyse herauszufiltern und damit zeigen, warum gerade der Film "Wüstenblume“ wertvoll für die Dimension des Biographiebezug der strukturalen Medienbildung ist. Diese Dimension beschäftigt sich mit der Reflexion der eigenen Identität, seiner eigenen Biographiesierungsprozesse sowie auch die der Anderen. Inwieweit dieser erste Eindruck und die Bildungspotentiale des Films sich bestätigen, wird im Verlauf der Analyse, die sich in erster Linie auf die Werke "Eine Einführung in die Medienbildung" (Jörissen/Marotzki 2009) und "Film Art- An introduction" (Bordwell/Thompson 2008) basiert, zeigen.
Viel Spaß